Amphibien

Laichtümpel, gleich Amphibienreproduktion, Regenwasserrückhaltung, Hochwasserschutz und Grundwasserbildung!

 

Aufgrund eines Flurbereinigungsverfahrenes in den neunzehnhundertsiebziger Jahren verstummte das damals öfters zu hörende Froschkonzert in der Gemarkung Mernes. Amphibien und andere Tierarten (Libellen, gewisse Fischarten, Bekassine u.a..) verschwanden aufgrund tiefgreifender Flächenveränderungen und Beseitigung von Gräben, oder waren in ihrem Weiterbestand sehr bedroht. In den neunzehnhundertachtziger Jahren legten wir seitens der NABU-Ortsgruppe mit unterschiedlichem Erfolg fünfundvierzig (!) verschieden große Folienteiche an, um den kümmerlichen Restpopulationen eine Chance zum Überleben zu ermöglichen. Zudem wurde über viele Jahre ein Amphibienzaun unterhalten, mit dem jedoch das Aussterben einer kleinen Krötenpopulation am Sahlensee nicht verhindert werden konnte. Der entscheidende Grund hierfür war die Verkehrsbeeinträchtigung, der zurückwandernden Kröten und deren Junge zum Opfer fielen. Des weiteren wurde und wird bis in die heutige Zeit aus Not in Pfützen abgesetzter Froschlaich in vermeintlich sichere Gewässer umgesetzt. Dies ist gesetzlich zwar nicht zulässig, jedoch ist es vor dem Gesetz vertretbar, wenn man Laichklumpen vor dem Vertrocknen, Berieseln mit Kunstdünger , Besprühen mit Gülle und dem Zerfahren durch Traktor-, Auto- oder sonstigen Reifen sichert.

 

Die seinerzeit sehr große Bedrohung der Amphibienrestpopulationen entspannte sich mit der Ansiedlung des Bibers, jedoch nicht auf der gesamten Jossatalfläche um Mernes.  

 

Dies ist für uns nach wie vor Anlass genug, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen um die Wiederausbreitung von Amphibien und andere auf Wasserbiotope angewiesene Tierarten zu fördern!

 

Im Jahr 2013 konnten wir das seitens der Kommune bereitgestellte alte Kläranlagengelände nutzen, um einen mit Grundwasser gespeisten Laichtümpel anzulegen, der sich bisher überaus gut für die Amphibienreproduktion entwickelte.

 

Im Jahr 2016 bekamen wir auf Nachfrage von einem Grundstücksbesitzer die Einwilligung auf dessen Grund und Boden Laichtümpel nach unseren Vorstellungen anlegen zu dürfen. Diese Gelegenheit nutzen wir im Oktober des selben Jahres zur Anlage von sechs Laichtümpeln, die über Niederschläge gespeist werden. Obwohl die Tümpel innerhalb einer Länge von ca. 100 Metern in einem engen Jossa-Seitental liegen, lagen von Tümpel zu Tümpel andere Bodenverhältnisse vor, die bezüglich der Wasserdurchlässigkeit und der Zweckerfüllung zu beachten waren. Jeder der Laichtümpel hat seine eigene Charakteristik, lediglich das Innere der Staudämme, dass aus einem Pfahl- / Brettergerüst mit einem 6mm-Maschendraht besteht, ist bei allen gleich. Der Maschendraht wurde eingebaut um Undichtigkeiten durch Mäuselöcher zu verhindern, die an anderer Stelle den Sinn der von uns angelegten Staustufen innerhalb weniger Jahre zunichte machten.

 

Nach Niederschlägen zeigte sich, dass die vier obenliegende Tümpel einen unterschiedlich hohen Wasserstand über Monate halten, so dass die dort vorkommende, kleine Frosch- und Molchpopulation für die Zukunft vor dem Erlöschen durch fehlende Laichmöglichkeiten bewahrt werden kann. Die beiden letzten, talabwärtsliegenden Tümpel halten das Wasser nur wenige Tage, sodass diese mehr zur Regenwasserrückhaltung und Grundwasserbildung, als zur Reproduktion von Amphibien beitragen.

 

Auf die jetzt noch bestehenden Populationsunsicherheiten durch Amphibien-Pilzbefall, Waschbär, Wildschwein und andere haben wir keinen direkten Einfluss.

 

Das beispielhafte und bedingungslose Einverständnis des Grundstückbesitzers ist lobenswert und wünscht man sich des Öfteren.

 

Reiner Ziegler, geschrieben am 30.01.2017


Froschkonzert im Jossatal !?

Früher, vor der Flurbereinigung, als das Jossatal noch von Be- und Entwässerungsgräben durchzogen war. Damals, in der guten alten Zeit (!?), als sich der Bauer mit mühsamer Arbeit, u.a. mittels Sense, Rechen, Gabel und Heuwagen ein kleines, genügsames Einkommen schaffte und die Wegwerfgesellschaft sich aufmachte aus den Kinderschuhen herauszutreten, da war es bei gewissen Wetterlagen noch zu hören: Das Grasfroschkonzert im Jossatal.

 

Ein kleines „Bewässerungsrelikt“ aus dieser Zeit ist z.B. von Mernes kommend in der Wiesenaue vor Marjoß zu sehen. Auch die schönen, großen, behauenen Sandsteine der Stauwehre findet man hier und an anderen Stellen der Jossa noch; sie waren u.a. die Grundlage für eine kontrollierbare Bewässerung der Auenwiesen. Seit dieser Zeit ist viel Wasser die Jossa hinunter gelaufen, das Grasfroschkonzert verstummt und vieles verschwunden. Das Ganze rückgängig machen, nein, das passt nicht mehr in unsere technisierte Zeit und wäre auch nur zum Teil möglich, da sich seitdem noch mehr änderte, wovon nicht alles rückholbar ist. Aber gerade deshalb sollten wir mehr Rücksicht darauf nehmen, dass wir kleine, verbliebene Nischen und Möglichkeiten zur Reproduktion (Hecken, Gräben, Wegränder, Senken, Hohlwege, hohle Bäume........) nicht unnötig strapazieren, nur zu günstigen Jahreszeiten hieran arbeiten (wenn überhaupt) und dass wir mit Phantasie jede Chance zur Verbesserung der Vielfalt in der Natur nutzen sollten.

 

Zum Beispiel haben wir in den 80er- Jahren mit viel Zeit, Muskelkraft und Idealismus 45 Folienteiche rund um Mernes angelegt, um u.a. die durch die Flurbereinigung vom Aussterben bedrohten Amphibien in ihrem Restbestand zu sichern. Zum Einen hat sich durch die Biberansiedlung und die damit einhergehende Vernässung von Flächen die diesbezügliche Situation verbessert, indem sich z.B. die verblieben Amphibien-Restbestände vergrößerten. Dies sind jedoch nach wie vor Inselpopulationen, die durch eine gewisse Störungsanfälligkeit gefährdet sind. Zum Anderen wird seit ca. 25 Jahren der Wasserfrosch beobachtet, der aus der Kreuzung zwischen Gras- und Teichfrosch hervorging und somit eine Hybridform eines Frosches darstellt. Hybride sind in der Regel nicht vermehrungsfähig, jedoch bildet dieser eine Ausnahme, die wiederum zu einer guten Vermehrung führte, so dass wir zwar kein flächendeckendes Konzert der Grasfrösche hören, jedoch an ein paar Stellen hin und wieder ein kleines Wasserfroschkonzert.

 

NABU-Gruppe Mernes, Reiner Ziegler