NABU-Fichtenwald Steiniger Berg
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Initiative Pro Spessart (IPS), in Kooperation mit unserer NABU-OG, fanden zwischen Burgjoß und Mernes Planwagenfahrten. Bei einer der Fahrten mit Ansicht möglicher Schnellbahntrassenverläufen meinte ein Teilnehmer, dass von ihm Grundstücke (Magerrasenwiese und Fichtenwaldgrundstück) im Trassenkorridor liegen. Auf die Anregung an ihn „Das ist gut, da kannst du dich den Bahnplanungen bis zu einer evtl. Zwangsenteignung entgegenstemmen“, kam die Antwort „NEIN, lieber verkaufe ich zuvor die Grundstücke“. Dies war die Initialzündung für uns die Magerrasenwiese von ihm zu kaufen. Nach dem Kauf der 1,1ha großen Magerrasenwiese war unsere Kasse leer. Hiernach bekamen wir jedoch vom Grundstücksnachbarn eine darüber liegende Magerrasenwiese angeboten, die dann lobenswerterweise vom NABU-Kreisverband gekauft wurde. Im Nachgang der Wiesenerwerbe kam es zum Angebot des angrenzenden Fichtenwaldgrundstücks, das aufgrund der angrenzenden Flächen ebenfalls vom NABU-KV ebenfalls gekauft wurde, obwohl Fichtenwald in unserer Region gegenüber anderen Waldformen relativ artenarm ist. Der Fichtenwalderwerb gründete zudem auf dem Entschluss, diesen in einen artenreichen Nieder- und Mittelwald umzubauen. Dem entgegen waren die Erwerbsgründe der Magerrasenwiesen aufgrund ihrer wertvollen Pflanzen- und Tiervielfalt auf Erhalt ausgerichtet.
Seltsamerweise traten nach dem Fichtenwalderwerb massive Rotwildschälschäden ein, sodass sich keine geschädigte Fichte mehr im Bestand befindet. In diesem Jahr (2022) worden vom Rotwild vermehrt ganze Rindenlappen von den Stämmen gezogen. Hinzu kamen die letzten Jahre Käferfichten und Trockenschäden. Alles in allem geht dies mit großen Holzwertverlusten, aber auch mit einem schnelleren Waldumbau daher.
Mitte August waren es 5 Käferfichten und Ende August ca. 25 Käferfichten, die wir jeweils innerhalb von 6 Tagen entfernten und zu Brennholz aufspalteten, um den Borkenkäferlarven die Entwicklungsbedingungen zu nehmen.
Ca. ein Drittel der Bäume rissen wir mittels Seilwinde aus, wobei jedes Mal eine kleine Staubwolke auftrat. Durch die Entwurzelungen entstanden Kuhlen in denen sich bei starken Niederschlägen Wasser sammelt und versickert, wodurch die Bodendurchfeuchtung, die Grundwasserbildung und auch der Hochwasserschutz gefördert wird. In dem aufgerissenen, aufgelockerten Boden lassen sich zudem Baumsamen leichter stecken und Bäumchen anpflanzen, auch trägt die so geschaffene, abwechslungsreichere Bodenoberfläche zu mehr Pflanzen- und Tiervielfalt bei. Dreimal brach in der Ausreißaktion der Stamm ab.
Sei es Temperatur, Trockenheit, Niederschlag oder Sturm, alles in allem erfordern zunehmende Wetterextreme besondere, neue, bisher unübliche Maßnahmen, nicht nur im Wald.
Reiner Ziegler
PS:
- Immer öfters werden wir gefragt, ob man Obst von den „NABU-Bäumen“ ernten darf. Nach Rücksprache und Verfügbarkeit ja.
- Anfang November geben wir gerne ein- bis zweijährige Holunderpflanzen kostenlos ab.
Magerwiesen bei Mernes in NABU-Besitz
Biotop-Typ und Besitzverhältnisse:
Sonnen exponiert, trocken - nährstoffarmer Silikatboden in Hanglage.
Insgesamt 2,2 ha, die sich bisher je zur Hälfte im Privatbesitz zweier Familien befand und je zur Hälfte von der NABU-Gruppe Mernes und vom NABU-Kreisverband käuflich erworben wurden. Seit Spätherbst 2015 ist der alleinige Besitzer der NABU-Kreisverband Main-Kinzig.
Beschreibung der Fläche und bisherige Nutzung:
Von der Gesamtfläche ist der untere Grundstücksteil von ca. 1,6 ha Wiese und in oberen Teil ca. 0,6 ha Hecke und Wald mit überwiegend Fichten- und Douglasien-Anpflanzung, Der untere Wiesenanteil mit 1,1 ha wurde bis einschließlich 2015 mit Gülle gedüngt, gemäht und als Viehweide genutzt. Der mit einer Böschung, einer Reihe Obstbäumen und einem Zaun abgegrenzte obere Wiesenteil wurde seit vielen Jahren nicht gedüngt und unterlag in diesen Jahren einer Schafhutung.
Warum Grundstückserwerb Magerrasenwiese:
Der Biotoptyp Magerrasen ist selten geworden und bedroht, nicht nur durch den über Jahrzehnte angestiegenen Stickstoffeintrag über Niederschläge.
Hinzu kommen Intensivierungen in der Landbewirtschaftung und damit einhergehenden Düngungen, Aufforstung oder Verbuschung aufgrund mangelnder Pflege, oder Nutzungsaufgabe. Zudem gehen jährlich
u.a. Magerwiesenflächen durch Straßenbau und andere Baumaßnahmen verloren. Flächen die aufgrund ihres kargen Bewuchses in früheren Zeiten meist nur einmal gemäht oder lediglich zur
Schaf- und Ziegenweide genutzt wurden, hat man im Rahmen von Flurbereinigungsverfahren für intensivere Nutzungsformen aufgearbeitet. Knicks und Böschungen wurden beseitigt, wodurch diese
wertvollen Naturnischen in maschinenfreundliches Land umgestaltet wurden. Dies führt zu einer zunehmenden Gefährdung von Pflanzen- und Tierarten, die einen derartigen Lebensraum
existenziell benötigen. Neben anderen Einflüssen (Spritzmittel, Insektenfalle Lichtverschmutzung und Verkehr…..) auf die Insektenwelt ist das Zurückdrängen derartiger Flächen mit ein Grund für
den drastischen Insektenrückgang der letzten Jahre, der sich zuvor bereits u.a. durch Rückgänge in der Vogelwelt abzeichnete.
Was ist zu tuen:
Mit einem spezifischen Pflegekonzept wollen wir für die speziellen Bewohner diesen bedrohten und seltenen Lebensraum Magerwiese erhalten und aufwerten, wozu folgenden Maßnahmen eingeleitet, durchzuführen und zu finanzieren sind:
- Verzicht auf jegliche Düngung
- Untere Hälfte einmal im Jahr Heumahd und im Anschluss Rinderhutung
- Obere Hälfte einmal Heumahd zeitlich versetzt zur unteren Hälfte, um einen Teil der Insekten zu schonen und die verschiedenen Stadien der Samenbildung zu berücksichtigen
- Obstbaumpflege
- Ergänzende Obstbaumbepflanzungen
- Erhöhen der Pflanzenvielfalt durch Einsäen von Kräutern um Schmetterlinge, solitäre Wespen und Bienen, sowie Käfer zu fördern
- Baumfällarbeiten, vorrangig die nicht heimische Douglasie beseitigen und Förderung von heimischen Baumarten, sowie Specht- und Horstbäume
- Beseitigung von unerwünschtem Bewuchs (Ginster, Baumsämlinge…)
- Pflege der angrenzenden Hecke im Sinne des Naturschutzes (hohle Bäume und Heckendichte fördern)
- Nischen für wärmeliebende Reptilien gestalten (teils Bewuchs beseitigen, teils fördern, Stein- und Holzhaufen anlegen)
- Sollte aus unvorhersehbaren Gründen eine Nutzungsänderung erforderlich sein, so wird man hierauf entsprechend eingehen
Zukunft:
Ausschau nach weiteren, geeigneten Flächenkäufen, um über einen längeren Zeitraum mehr blühende und samentragende Flächen zu erhalten.
Reiner Ziegler
(Vorsitzender der NABU-Gruppe Mernes 1927 / Jossatal)
Schneeglöckchen, Krokuse und viele Andere vermehren sich durch spätes Mähen im Juni / Juli, wodurch es zur Samenreife und somit zur Aussaat kommt.