Auszug aus NABU-MKK.de
"NABU-MKK freut sich über Umweltpreis - NABU-Gruppe Mernes ist verdienter Preisträger! Der Kreisverband des Naturschutzbundes gratuliert der NABU-Ortsgruppe Mernes zum Umweltpreis 2017. Der Umweltpreis, der mit 5.000,- Euro dotiert ist, geht 2017 zu gleichen Teilen an das Erste Hessische Jugendwaldheim Hasselroth und die NABU-Ortsgruppe Mernes. Das Führungsduo des NABU MKK Franz-Josef Jobst und Sibylle Winkel bewertet die Arbeit der Gruppe Mernes als vorbildhaft und richtungsweisend für den gesamten Main-Kinzig-Kreis."
Sehr geehrte Frau Simmler,
Sehr geehrtes Entscheidungskomitee,
werte Anwesende,
wir, die NABU-Gruppe Mernes 1927 / Jossatal sind, seit der Bekanntgabe, dass wir heute den geteilten Kreisumweltpreis erhalten, seit Wochen über die uns zugekommenen Ehre aufgeregt. Und Du, als Vorsitzender, machst dir Gedanken, was sagst Du an dem Abend vor den Versammelten sprichst.
Also, erstmal die vielen Gedankengänge sortieren und aufschreiben, damit Du hinterher möglichst das Wesentliche gesagt und nichts vergessen hast.
Sicherlich gab es viele gute Vorschläge für den Umweltpreis, wodurch die Entscheidungsfindung für das Komitee bestimmt nicht einfach war, sich für uns zu entscheiden, denn Umwelt- und Naturschutzarbeit ist sehr vielfältig, was leider an den vielen diesbezüglichen Baustellen ersichtlich ist. Sollte Jemand Zweifel haben, ob wir das verdient haben, dem und auch allen anderen Anwesenden biete ich eine Führung von Lettgenbrunn bis nach Marjoß an, in der ein Teil der Ergebnisse unseres Wirkens zu sehen ist.
Ich versichere ihnen, dass wir das Preisgeld nicht in einer Freudenfeier, sondern zweckgebunden einsetzen, so wie wir dies auch mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden halten. Wir unterhalten mit einem Materiallager, einem WC und einem restaurierten Bauwagen, dem sogenannten NABU-Mobil, nur das nötigste an baulicher Infrastruktur, damit unsere manuelle und finanzielle Schaffenskraft nicht für Nebensächlichkeiten, sondern möglichst optimal und zweckgebunden für den Umwelt- und Naturschutz eingesetzt wird.
Jetzt könnte ich in Details unserer Arbeit verfallen, jedoch würde dies wahrscheinlich den zeitlichen Rahmen sprengen. Auch könnte es dabei passieren, dass ich aufgrund der oft unnötig geschändeten Natur in Tränen ausbreche, denn es tut richtig weh, die negativen Auswirken unserer Konsumgesellschaft und oft übertriebene Umtriebigkeit des Menschen vor der Haustüre erleben zu müssen. Den überall in der Landschaft anzutreffenden Müll kann ein jeder sehen, den man jedoch sehr ungern sieht, zumindest zu Hause nicht. Sind diejenigen etwa die Müllsünder, die zu Hause alles sauber haben wollen, den Müll nicht sehen können und nicht auf die Müllabfuhr warten können? Was man nicht mehr oder äußerst selten bei uns sieht, das ist z.B. der Grauschnäpper, der Auerhahn und seine Hennen, die Rebhühner, das Blutströpfchen auch Widderchen genannt, die fasst nicht mehr anzutreffende Kreuzotter, die Elritzen und Schmerlen im Bach sind ebenso nicht mehr da wie viel andere Spezies. Als Kinder sprachen wir von Weißfischchen und Grenglern die wir fingen und den Hühnern vorwarfen. Wo sieht man noch eine Blumen- und Kräuterwiese, auf der nicht der Löwenzahn herausragend ist? Man sieht das Ganze zum größten Teil nicht mehr und nur wenige bekommen es mit, wie das Aussterben vieler Spezies lautlos voranschreitet.
Dies sind allerdings nur herausgebrochene Mosaiksteinchen. Die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung, weltweites Insektensterben und der Klimawandel sind überragende, menschgemachte Probleme. Und wie gehen die Menschen damit um? Immer weiter so, irgendwer wird schon eine Lösung für die Probleme finden. Was macht denn schon das Bisschen von mir?
Letztendlich trägt aber jeder Konsument dazu bei.
In unserem Dunstkreis schreiben wir seit über 5 Jahren alle 4 Wochen einen Naturschutzartikel für das örtliche Mitteilungsblatt, die Dorfschelle, die an jeden Haushalt in Mernes und Marjoß verteilt wird, um möglichst viele Mitmenschen von der Wichtigkeit des Naturschutzes und dem eigenen Handeln zu überzeugen. In den letzten Monaten platzierten wir zudem auch mehrere Naturschutzartikel im städtischen Mitteilungsblatt, um möglichst noch mehr Menschen vom bewussten und gefühlvollen Umgang mit der Natur zu überzeugen.
Bei Umwelt- und Naturschutz automatisch an Mehrkosten zu denken ist falsch, sehr oft ist das Gegenteil der Fall und wenn man längerfristig denkt, ist es ein Gewinn für die Nachwelt. Zwei marginale Beispiele hierzu: Mit einer Reduzierung der Lichtverschmutzung und Verkleinerung von Rasenflächen kann Energie, Geräteverschleiß und Mannkapazität eingespart werden und das Ganze fördert die Blumen-, Kräuter- und Insektenvielfalt, wovon Andere wieder abhängig sind. Der Rückgang der Insektenvielfalt und Insektenmasse, die Einwanderung von exotischen Insekten ist ein anderes Thema, ist ein wesentlicher Bestandteil des Luftplanktons, das ähnlich dem Meeresplankton Grundlage für vielerlei Leben bzw. Artenvielfalt ist.
Vor 90 Jahren, als ein Förster-Ehepaar in Mernes dem Bund für Vogelschutz, heute Naturschutzbund gleich NABU, beitrat, konnte man sich noch eher erlauben den Naturschutz zu vernachlässigen. Jedoch erkannten damals schon naturverbundene und rücksichtsvolle Menschen bereits die Wichtigkeit des Naturschutzes. Den eigenen Erfahrungen und den weltweiten, wissenschaftlichen Untersuchungen zur Folge, muss man an jeden appellieren, den Umwelt- und Naturschutz nicht als Last und Hindernis zu sehen, denn 5 vor 12 war gestern. Wir leben und erleben bereits die Zeit nach 12. Wir müssen möglichst alles dafür tun, das die Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und letztendlich für die Menschheit insgesamt sich nicht noch mehr verschlechtert, wir haben bereits zu viele Altlasten und Schäden.
Bei all den Problemen denke ich auch an den leider verstorbenen Naturschutzkämpfer Reiner Thienhaus aus Niedermittlau, der in den 50ger und 60ger Jahren an Wochenenden oft mit dem Fahrrad nach Mernes zu meinem Opa fuhr und zeltete, um Eisvogel, Wasseramsel und viele andere Vögel zu beobachten.
Sein oft vorgetragener Leitsatz war:
Naturschutz ist auch Menschenschutz.
Deshalb die Bitte an alle Anwesenden, fördert und lebt Umwelt- und Naturschutz nach Kräften. Uns und unseren Nachkommen kommt es zweifelsohne zu Gute, was unseres Erachtens leider zu Viele nicht verstehen oder nicht verstehen wollen.
Vielen Dank für den Kreisumweltpreis, der eine Bestätigung und große Anerkennung für unser vielseitiges Wirken ist, der uns motiviert und auch verpflichtet weiterhin aktiv zu sein.