Regionale Presse

Wann Nistkästen aufhängen?

 

Diese Frage wird vorwiegend in der ausklingenden Winterzeit gestellt.

 

Im Frühjahr aufgehängte Nistkästen werden oftmals für eine zweite anstatt für eine erste Brut genutzt, da sich ein Vogelpaar vermutlich zuvor bereits für ein Quartier entschieden hat. Ein Aufhängen im Sommer (nach der Brutsaison) kann als Übernachtungsquartier genutzt werden, oder es wird von Bilchen, Mäusen und Insekten genutzt. Zudem besteht die Möglichkeit einer Nutzung als Tagesquartier für Fledermäuse. Im Herbst und Winter aufgehängte Nistkästen werden i.d.R. zeitnah von Vögeln inspiziert, vermutlich zur Abwägung bzgl. Nistmöglichkeiten für das nächste Jahr, oder als Übernachtungsmöglichkeit. Fazit: Das Aufhängen von Nistkästen ist unabhängig von einer Jahreszeit.

 

Beim Aufhängen von Nistkästen oder Mehlschwalbennestern ist im Wesentlichen zu beachten:

- Nisthöhlen für Meisen, Feldsperling, Trauerschnäpper u. a. können niedrig (ohne Leiter) aufgehängt werden,

- dem Wetter ausgesetzte Nisthöhlen sind vorzugsweise nach Ost – Südost aufzuhängen,

- im Freien hängende Halbhöhlen werden i.d.R. nicht belegt, weshalb diese vorzugweise in Hallen, Schuppen, Carports usw. aufzuhängen sind,

- Großraumhöhlen, Star- und Mauerseglerkästen, als auch Schwalbennester hoch (mittels Leiter) aufhängen,

- grundsätzlich sollte beim Aufhängen von Nistkästen auf eine schlechte Zugriffsmöglichkeit durch Fressfeinde (Katze, Waschbär, Marder) geachtet werden,

- ist ein Dachüberstand breit genug, werden Mehlschwalben-Kunstnester auch in einem angemessenen Abstand zur Wand angenommen,

- künstliche Mehlschwalbennester werden z.T. auch unter einem vorgetäuschten Dachüberstand angenommen,

- evtl. Kotbretter sollten mit einem „guten Abstand“ unter Nestern angebracht werden, um Schattenwurf und Zugriff durch Beutegreifer möglichst zu vermeiden,

- will man an Flächen mit Schmetterlingen, Käfern und sonstigem Kleingetier den Fressdruck durch Fressfeinde geringhalten, dann ist in diesem Umfeld auf entsprechende Nistmöglichkeiten zu verzichten.

 

Boden-, Hecken-, Halbhöhlen- und Höhlenbrüter nutzen i.d.R. ihr Nest nur einmal, weshalb Halbhöhlen und Nisthöhlen zu reinigen sind, sei denn es handelt sich um:

- Star-, Mauersegler- und Schwalbennester, die auch nicht gereinigte „Nester“ wieder belegen,

- bei Star- und Schwalbennester spricht jedoch nichts gegen ein Reinigen, um evtl. vorhandene Quälgeister zu beseitigen. Mauersegler hingegen tun sich schwer mit der Erstellung eines neuen Nestes, weshalb auf Reinigungsarbeiten zu verzichten ist, 

- Großraumhöhlen, z.B. für Baumfalken und Schleiereulen, in denen sich nach mehreren Bruten beträchtliche Mengen an Gewölle und Kotresten ansammelten, sollten alle paar Jahre gereinigt werden,

- Nisthöhlen mit einer Haselmausbelegung (die bei uns seltene Haselmaus ist eine von 4 in Mitteleuropa vorkommenden Bilcharten) sollten nicht im Herbst, sondern erst im darauffolgenden Mai gereinigt werden.

 

Eine „alte“ Faustregel besagt: Wenn ein Drittel von Nisthöhlen nicht belegt ist, dann hängen genügend. Wenn über viele Jahre unterhaltene und intakte Nisthöhlen tendenziell weniger genutzt werden, ist dies eine Reaktion auf Veränderungen, die beispielsweise am Insektenschwund liegen können. Für Vogelpopulationen sind Verluste über Fressfeinde, Krankheiten, Verkehr, Windkraftanlagen und Fensterscheibenopfer weitere, relativ große Einflussgrößen.

 

 

Reiner Ziegler