Baumneuanpflanzungen sind im ersten Jahr am stärksten von Trockenheit bedroht, da sich zuvor verlorengegangene Saugwurzeln neu bilden müssen. Um in einer Trockenphase ein Vertrocknen zu vermeiden und den Pflanzschock möglichst gering zu halten ist es ratsam beim Pflanzen eine Bewässerungskuhle anzulegen, um gut Bewässern zu können. Baumpflanzung im November sind i.d.R. von Vorteil, da die Baumsetzlinge bei gewissen Plustemperaturen auch im Winter Saugwurzeln bilden und somit die folgende Vegetationsphase besser überstehen. Zudem ist ein angemessener Pflanzschnitt von Vorteil, um ein gesundes Verhältnis zwischen Wurzel- und Ast- bzw. Blattmasse zu haben, wonach über Erziehungsschnitte der Aufbau eines Baumgerüstes (bei Hochstamm 3 – 4 Seitenäste die vom Mitteltrieb abgehen und zueinander jeweils mind. 50cm Höhenabstand haben) sinnvoll ist.
Hiernach, im Ertragsalter, tragen Pflegeschnitte zu schönerem Obst bei, die meist zwischen November und dem Spätwinter durchgeführt werden. Sollte eine möglichst geringe Reaktion auf einen Schnitt gewünscht sein, so ist bei gleicher Schnittgutmenge ein sogenannter Sommerschnitt zwischen Mitte Juli bis einschließlich August am günstigsten. Bei gleicher Schnittgutmenge schlagen im November geschnittene Bäume am stärksten und im Juli/August geschnittene Bäume am geringsten aus, Grund hierfür ist das Speichern von Nährstoffen in den Knospen. Bzgl. Schnittausführung sei erwähnt, dass bei einer fachlich guten Schnittausführung (Astring stehen lassen) die Schnittwunde am schnellsten zuwächst. Jedoch sei auch erwähnt, dass mit einer vermeintlich schlechten Schnittausführung die Entstehung von Baumhöhlen und die damit verbundene biologische Vielfalt gefördert wird, jedoch besteht hierbei die Gefahr, dass der Baum eher zusammenbricht und somit verloren geht.
Zum Ende eines Baumlebens geht es um Erhaltungsschnitte, um ein Zusammenbrechen und Absterben eines Baumes hinauszuzögern. Ab einer gewissen Wuchshöhe und Astmasse bzw. großen Knospenanzahl lassen die Wuchskräfte (z.B. kleinere Jahrestriebe, weniger kräftiges Laub) nach, weshalb ein angemessenes Zurücksetzten der Baumkrone und ausladender Äste, als auch die Schnittzeit im November, die Jungholzbildung fördert und somit lebensverlängernd wirkt. Zudem wirkt die Minderung der Astbruchgefahr und Windanfälligkeit lebensverlängernd. Alte, hohle, auch abgestorbene Bäume sind Kleinbiotope die zur Artenvielfalt beitragen, weshalb auch der Erhalt abgestorbener Bäume (stehendes Totholz wird z.B. von Käfern, solitären Bienen und Wespen besiedelt und trägt u.a. zur Ernährung von insektenfressenden Vögeln bei) sehr wertvoll ist.
Misteln breiten sich die letzten Jahre stark aus! Um ein vermehrtes, frühzeitiges Obstbaumsterben zu verhindern, ist deren Beseitigung beim Obstbaumschnitt wichtig. Die unter der Rinde verlaufenden Mistelwurzelstränge sind möglichst weit, ca. 1m und mehr vom Mistelbüschel, abzuschneiden. Misteln stehen entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht unter Naturschutz.
Holzapfel und danach Kulturapfel tragen bei uns am meisten zur Artenvielfalt bei, wonach andere Obstbaum- und Waldbaumarten folgen. Unter den heimischen Waldbaumarten ist die Eiche im Zusammenhang mit der Artenvielfalt am wertvollsten. Dem entgegen belasten fremdländische Baumarten unsere Ökosysteme, in dem diese heimischen Tierarten wenig nutzen und somit unsere Ökosysteme schwächen.
Reiner Ziegler